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Author Topic: Dogma des Journalismus: Was wollte Hajo Friedrichs wirklich sagen?  (Read 1502 times)

LoewenHertz

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Inzwischen gibt es n paar vereinzelte Zwischenrufer, die das Friedrichs-Dogma angreifen. Aber so ganz begriffen haben sie es nicht. Oder haben Sie Angst die Wahrheit zu sagen? DIe Wahrheit, nichts als die Wahrheit, die volle Wahrheit?

Hier hab ich so einen Zwischenruf. Drei Jahre alt, also nicht mal neu.

http://mrtnh.de/das-objektivitaets-dogma-des-journalismus-was-wollte-hajo-friedrichs-wirklich-sagen/

[*quote*]
Das Objektivitäts-Dogma des Journalismus: Was wollte Hajo Friedrichs wirklich sagen?

“Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten.”

Diesen Satz, gesagt vom ehemaligen Tagesthemen-Moderator Hanns Joachim Friedrichs, bekommen tausende Journalisten während ihrer Ausbildung und auch danach zu hören. Er ist eine der scheinbar unumstößlichen Wahrheiten, an der sich junge und alte Journalisten in ihrem Handeln orientieren sollen. Das Objektivitäts-Dogma. Das Hajo-Friedrichs-Dogma.

Obiges Zitat fiel ursprünglich in einem äußerst lesenswerten SPIEGEL-Interview, das Hajo Friedrichs kurz vor seinem Tod – und bereits schwer vom Krebs gezeichnet – gab. Interessant ist aber nicht nur die Entstehungsgeschichte, sondern auch der Gesamtkontext, in dem Friedrichs seinen heute legendären Sinnspruch äußerte:

“SPIEGEL: Hat es Sie gestört, daß man als Nachrichtenmoderator ständig den Tod präsentieren muß?

Friedrichs: Nee, das hat mich nie gestört. Solche Skrupel sind mir fremd. Also, wer das nicht will, wer die Seele der Welt nicht zeigen will, in welcher Form auch immer, der wird als Journalist zeitlebens seine Schwierigkeiten haben. Aber ich hab’ es gemacht, und ich hab’ es fast ohne Bewegung gemacht, weil du das anders nämlich gar nicht machen kannst. Das hab’ ich in meinen fünf Jahren bei der BBC in London gelernt: Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein. Nur so schaffst du es, daß die Zuschauer dir vertrauen, dich zu einem Familienmitglied machen, dich jeden Abend einschalten und dir zuhören.”

Friedrichs redet also hauptsächlich davon, wie er es geschafft hat, auch die schlimmsten Katastrophen-Meldungen in den Tagesthemen vorzulesen, ohne mit der Wimper zu zucken. Es ging im Kontext des Interviews nicht darum, ob Journalisten zum Beispiel für den Kampf gegen Rechts, gegen Umweltverschmutzung oder für menschenwürdige Verhältnisse in Flüchtlingscamps trommeln sollten.

Friedrichs hat nie einen Widerspruch darin gesehen, sich auch als Journalist für eine Sache einzusetzen. Im Gegenteil: Hanns Joachim Friedrichs war Zeit seines Lebens selber äußerst engagiert. Seine Leidenschaft galt dabei unter anderem der Natur – eine Vorliebe, die er auch in seiner Tätigkeit als Journalist auslebte. Denn was viele, die Friedrichs berühmten Satz heute gerne zitieren, nicht wissen: Der Tagesthemen-Anchor drehte zahlreiche Naturfilme, mit denen er die Menschen für ihre Umwelt sensibilisieren wollte. Friedrichs selbst erklärt dazu im angesprochenen SPIEGEL-Interview:

“SPIEGEL: Trotzdem haben Sie Ihren Moderatoren-Job – in einem überparteilichen Sinne – politisch verstanden. Sogar Ihre Naturfilme “Wunderbare Welt” bezeichnen Sie als Beiträge zur politischen Bildung der Menschen in diesem Lande. Ist das nicht ein bißchen überzogen?

Friedrichs: Als ich damit anfing, sagten die Kollegen da draußen in Lokstedt: Was, du machst jetzt Tierfilme? Wir haben jetzt die ersten vier Folgen wiederholt, weil ich in dieser Lage keine neuen machen kann. Die hatten genauso hohe Einschaltquoten wie beim erstenmal.

SPIEGEL: Was ist daran politisch?

Friedrichs: Die Sendung hat eine grüne Botschaft: Wenn der Mensch sich weiter so bemüht, dann kriegt er das auch noch kaputt. Zum Beispiel der letzte Film, der über Biber. Das war kein reiner Tierfilm. Der Biber ist der Architekt unter den Tieren. Der plant, der baut und sorgt dafür, daß er über den Winter kommt. Das wird gezeigt, ganz klein, ganz genau. Ein wunderbarer Film. Nicht diese Elefanten und Löwen und Tiger sind die Stars, sondern so ein kleines Puscheltierchen, der Biber.”

Der gute alte Hajo Friedrichs wollte also selber mit seinen Berichten etwas bewegen. Er vertrat, wenn man so will, seine eigene Agenda. Paff – da geht es dahin das Objektivitäts-Dogma. Kann es also sein, dass Friedrichs seit Jahren einfach nur falsch verstanden wurde und heute für etwas als Rollenbild herhalten muss, das er selbst gar nicht gewollt hätte?

Muss man sich nicht inzwischen fragen, ob es nicht mehr denn je Journalisten braucht, die eine Haltung zu bestimmten Themen einnehmen und diese auch verteidigen? Die also durchaus eine eigene Agenda haben? Ganz ehrlich: Mir persönlich reicht die Einordnung eines Themas alleine schon lange nicht mehr aus. Das ewige Zurückzucken vor der Berichterstattung über die NPD im Landtag nervt mich. Die scheinbare Objektivität beim Thema Atomausstieg kotzt mich an. Ich brauche meinungsstarke Journalisten, die ihre eigenen Ansichten und Interessen vertreten und diese auch offensiv verteidigen können, wenn sie sie für richtig halten. Journalisten also, an denen man sich reiben kann.

Die Grenze zwischen Nachricht und Meinung verwässert dadurch? Mir doch egal! Ich finde das gut. Sascha Lobo mag ich mehr als Ulrich Wickert. Michel Friedman ist mir tausendmal lieber als Johannes B. Kerner (obwohl ich Friedman auch nicht gerade mag – aber das ist eine andere Geschichte).

Der Haken an der Sache: Ich muss wissen, wie die Interessenlage desjenigen aussieht, der über ein Thema berichtet. Nur dann kann ich seine Ausführungen einordnen. Glaubwürdigkeit definiert sich also nicht länger nur über (Schein-)Objektivität, sondern vor allem über Transparenz. Ich muss meinem Leser (Hörer, Zuschauer…) klar machen, wo bei der Berichterstattungen meine ureigenen Interessen liegen. Stehen diese auf irgendeine Art und Weise im Konflikt mit der Berichterstattung? Halb so wild – ich muss es nur für den Leser (Hörer, Zuschauer) deutlich machen. Denn der ist dann schon schlau genug, sich ein eigenes Bild zu verschaffen. Und kann im Notfall immer noch umblättern (weiterklicken, wegzappen, ausschalten).

Ich halte Friedrichs Objektivitäts-Dogma also schlicht und ergreifend für überholt. Es sollte stattdessen schleunigst umgewandelt werden – in ein Transparenz-Dogma. Das wäre sicher auch ganz im Sinne von Hanns Joachim Friedrichs.

Weiterführende Links:
SPIEGEL-Interview mit Hajo Friedrichs vom 27. März 1995
“Claus Kleber denkt Hajo Friedrichs neu” auf slow-media.net
“Du sollst Dich mit keiner falschen Quelle gemein machen, sei sie auch noch so honorig” auf Jo-R.de
Weitere Informationen zu Hajo Friedrichs
[*/quote*]



Was er schreibt, das kann man lesen. Aber was schreibt der alles nicht!? Ich reiss da nichts aus dem Zusammenhang. Nein! Jede Kürzung oder Auslassung würde das Bild verfälschen. Nein, das hat Martin Hoffmann so geschrieben, vom ersten bis zum letzten Buchstaben (es sei denn, er hätte einen Ghostwriter...).

Was ich vermisse? Ich kann mich ja irren, aber ich sehe keine Kritik an denen, die das Friedrichs-Dogma verbreitet haben. Keine Kritik an denen, die es durchgesetzt haben.

Durchgesetzt haben es auf alle Fälle die, die was zu sagen hatten. Allen voran die Ausbilder in den Journalismus-Schulen. Und die Bosse. Und die lieben Kollegen. Die Messerwetzer.

Waren die ALLE zu blöde um zu begreifen, was sie da anrichten?

War das Friedrichs-Dogma der einzige Wahn, der Jahr für Jahr den Schülern und Studenten und Untergebenen eingebläut wurde?

Ich glaube, dass nicht.

Was außer dem Friedrichs-Dogma hat man per Wahn und Binnenkonsens denn noch in die Köpfe gehämmert, gefräst und geprügelt?

Wieviele gute und fähige Denker wurden wegen des Friedrichs-Dogmas und der anderen Wahnsinnsprägungen aus dem Job geschmissen, beziehungsweise kamen erst gar nicht hinein?

Ich habe das ganz blöde Gefühl, daß der Journalismus in Deutschland eine einzige morbide Bruchsteinhöhle von Wahnideen und groteskesten und bizarrsten Neurosen ist, weit schlimmer als man sich das in den schlimmsten Albträumen vorstellen könnte.
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Krant

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Re: Dogma des Journalismus: Was wollte Hajo Friedrichs wirklich sagen?
« Reply #1 on: August 20, 2014, 05:23:48 PM »

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